Restaurierung Sunbeam T.T. 90 1927


Wie bereits erwähnt sollte das Motorrad nach mehrfacher Aussage des schweizer Vorbesitzers Beat Buholzer von ihm "mechanisch komplett restauriert" worden sein. Leider gab es kein Fotomaterial über diese Arbeiten. Dem Motorrad waren aber Rechnungen über eine Kurbelwellenüberholung, eines neuen Kolbens und eines neuen Reifens beigefügt.
Auch wurde ein Getriebe von Buholzer, welches im Jahr 2004 mit einem neuem Radsatz ausgestattet wurde, in das Motorrad eingebaut. Hierbei handelte es sich jedoch um ein Getriebe der Folge-Jahrgänge mit weiter außen liegendem Kettenritzel, ein Detail welches Buholzer allerdings verschwieg.

Buholzer erwähnte dagegen den Einbau einer moderneren Kupplung, weil die originale Kupplung s.E. nicht mehr einwandfrei trennen würde.

Das originale Getriebe war jedoch Bestandteil des Deals.
Der M.L. Zündmagnet war zum Zeitpunkt der Übergabe noch in Revision, ein Bosch Standmagnet war montiert.
Der originale M.L. Magnet wurde aber kurze Zeit später nachgeliefert.

Das nicht mehr originale vordere Schutzblech hatte Buholzer ausgetauscht, aber die runden Schutzblechstreben beibehalten.
Hierdurch ergab sich ein unschönes Bild in der Schutzblechlinie.

Bei einer umfangreichen Inspektion des Motorrades stellte sich dann heraus, dass der Rahmen nicht gerade war.
Das machte einige Arbeiten notwendig, vor allen Dingen machte es eine komplette Zerlegung des Motorrades unumgänglich.

Des weiteren saß die Gabel im Steuerkopf locker. Die Zentralmutter hatte kein Gewinde mehr und wurde nur durch den Lenkungsdämpfer in ihre Position gehalten. Der Stopper des Lenkungsdämpfers war vermutlich abgebrochen worden, um dieses zu kaschieren, denn die Bruchstelle war relativ frisch.
Alle vier Lagerschalen wiesen Eindrücke der Kugeln auf und die untere Lagerschale auf dem Gabeljoch wies ein Spiel von 0,2mm auf, wodurch ein wackeln des Steuerkopfes fühlbar wurde.
Die Satteldecke des Lycette Sattels wurde bereits durch Brandstetter vor mehr als 40 Jahren erneuert. Unverständlicherweise fand sich ein Terry Typenschild lieblos und schief angenietet.

Der Rahmen wurde nun gestrahlt, gerichtet und die hintere Tankauflage erneuert. Des weiteren wurde ein neues hinteres Schutzblech angepasst, da das vorhandene um ca. 12cm zu kurz war und auch in der Breite nicht ganz dem Original entsprach.

Die einzelnen Schritte der Rekonstruktion und Restauration wurden fotodokumentarisch festgehalten.



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Das Ziel... ...  Die Lageraufnahmen im Steuerkopf wurden nach Richten des Rahmens parallel nachgefräst... leider hatte der Vorbesitzer den originalen Hinterradständer teilweise zerstört, so daß hier ergänzt werden musste Pilotensicht...

Beim provisorischen Zusammenbau wurde festgestellt das der Vorbesitzer nicht auf die Kettenflucht achtete. Durch den Wechsel auf ein 1928er Getriebe entstand eine Verschiebung der Kettenflucht um 12,5mm. Um einigermaßen damit fahren zu können, war das Hinterrad etwas schief eingebaut.
Die Fremdkörperfalle welche eigentlich das Motoröl filtern sollte, bevor es in die Ölpumpe gelangt, war im Anschluß der Ölrücklaufleitung im Öltank eingebaut.


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die Kettenflucht wird ermittelt "Murks"..., die alte Steuerkopfmutter hatte überhaupt keine Gewindegänge mehr, eine neue musste angefertigt werden Fremdkörperfalle war in der Rücklaufleitung montiert   Zulauf ohne Filter der 3-stufige Ölhahn zerlegt

Die nächste Überraschung verursachte dann die vom Vorbesitzer eingebaute neue Kupplung. Mit dieser neuen Kupplung wurde nicht nur die Übersetzung verändert, auch hier stimmte die Kettenflucht nicht. Der Versatz betrug ganze 8mm. Durch den Versatz wurde das Lager im Kupplungskorb stark belastet und war durch die damit verbundene übermäßige Hitzeeinwirkung bereits beschädigt. Keine guten Aussichten, denn der Platz für Änderungen war sehr begrenzt. Ich entschied mich darum die Kupplung um eine Reib- und Stahlscheibe zu reduzieren, den Kupplungskern und Korb abzudrehen, um Platz zu gewinnen. Auch die Federn und Federtöpfe mussten in ihrer Länge korregiert werden ohne eine Beeinträchtigung der Funktion zu verursachen.

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der Vorbesitzer baute diese neue Kupplung ein... Dilletantismus nach schweizer Art..., neue Kupplung mit 8 mm Kettenradversatz einbaut... neue Kupplungsfeder (rechts) mit einer Windung weniger und kürzere Federtöpfe  die nun modifizierte und neu ausdistanzierte Kupplung die Kettenflucht stimmt jetzt

Nachdem durch das Abschmieren der Gabelbolzen das alte ausgehärtete Fett herausgedrückt wurde, stellte sich erhebliches Spiel in den Bolzenführungen ein.
Nach dem Ausbau der Bolzen wurden diese vermessen. Während die Bolzen ein Untermaß von 1/10mm aufwiesen, wiesen die Führungen in der Gabel 3/10mm Übermaß auf.
Nun wurden die Führungen soweit aufgerieben, bis sie wieder einwandfrei rund waren. Anschließend wurden zwei neue Bolzen angefertigt und eingepasst.
Leider wies auch die untere Lagerschale am Gabeljoch zuviel Spiel auf. Das Gabeljoch ist vermutlich einmal auf 30.00 Millimeter abgedreht wurden. Die Lagerschalen weisen jedoch alle 30.20 Millimeter Innendurchmesser auf. Ich glich dieses Spiel durch eine Einlage perfekt aus.

...fertig
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Bolzenführung der Gabel oval mit 4/10 mm Spiel Die Bolzenführungen wurden soweit aufgerieben, bis sie wieder rund waren neue dickere Bolzen wurden angefertigt  
Test des Bolzens in der Führung
Die Schmierstoffversorgungbohrung wurde gebohrt...
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...und das Gewinde wurde aufgebracht ...anschließend wurde der Sechskant aufgeschraubt und verlötet... ...plangedreht, der Schmierstoffkanal ausgeschliffen und die Schmierstoffbohrungen gesetzt  
Da die untere Lagerschale 2/10 Spiel aufwies, glich ich dieses Spiel durch ein Federstahlband aus. Perfekt.
Gabel mit neuen vernickelten Bolzen zusammengebaut ...
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Das Getriebe und... ...die Rennsportnockenwellen müssen kompl. überholt werden... ...nach der Überholung Neue Gummiseile für den Lycett Aero Sitz das originale T.T.90 Getriebegehäuse wies einige schlecht reparierte Beschädigungen auf
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nach dem kunstvollen Auftrag durch Laserschweissen...
...wurden die Reparaturstellen verputzt ....und montiert  
Restauration der Toolbox...

Die Toolbox hatte einige Risse im 0,5mm dünnen Blech sowie ein verbrauchtes, sprödes und unvollständiges Inlet. Die Restauration sollte behutsam erfolgen und möglichst das authentische Bild dieser Box nicht zerstören. Dazu wurden die Lederplatten der Auskofferung von den Deckplatten getrennt und aus gleichem Material wie das Original neue angefertigt. Das Leder der Deckplatten wurde bearbeitet und wieder geschmeidig gemacht. Die Montage des fertigen Inlets wurde wie zuvor mit Zweispitznieten ausgeführt.

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Anfertigung neuer Ventilführungen Vorprodukt Zwischen zwei Spitzen wird der Außendurchmesser bearbeitet  
aufgerieben und vorgedreht bis ca. 1mm über Einbaumaß
Schon mal Probe...
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fertig ist der Zylinderkopf Brennraumseite Ein neuer Kolben von Spezialkolben Wahl...  
Der Vergaser ist endlich überholt...
Amac 10TT25 1 5/32"
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Amac 10TT25 1 5/32" Vergaser Fertig für den Einsatz Einstellfahrt in Nürnberg  
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Weitere Bilder folgen...




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